Bewährung: Was bedeutet das genau?
„Bewährung“ bedeutet, dass eine verhängte Freiheitsstrafe nicht sofort vollstreckt wird, sondern zurückgestellt wird, um die Chance auf einen straffreien Alltag zu nutzen. Für Betroffene ist das oft eine Erleichterung, zugleich aber mit Pflichten verbunden. Entscheidend sind die Voraussetzungen, unter denen das Gericht Bewährung gewährt, die Auflagen während der Bewährungszeit und die Risiken eines Widerrufs. Wer diese Regeln kennt und frühzeitig Beratung in Anspruch nimmt, kann die Bewährungszeit sicher und erfolgreich gestalten.
1. Definition: Was ist eine Bewährungsstrafe?
Unter einer Bewährungsstrafe versteht man eine zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe. Das Gericht verhängt also eine Freiheitsstrafe, ordnet jedoch an, dass diese nicht vollstreckt wird. Stattdessen erhält die verurteilte Person eine Bewährungszeit, innerhalb derer sie zeigen soll, dass weitere Straftaten ausbleiben und Auflagen eingehalten werden. Rechtlich handelt es sich nicht um eine „mildere Strafe“, sondern um eine andere Vollstreckungsform, die den Resozialisierungsgedanken in den Vordergrund stellt.
2. Wann kann eine Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden?
Voraussetzung ist in der Regel eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Das Gericht prüft, ob die Vollstreckung der Strafe nicht erforderlich ist, weil die Prognose günstig ausfällt. Maßgeblich sind Lebensumstände, Vorstrafen, Verhalten nach der Tat, Schadenswiedergutmachung und die Frage, ob die Verurteilung allein schon zur Warnung genügt. Auch bei Ersttätern und Personen mit gefestigtem sozialen Umfeld wird Bewährung häufig in Betracht kommen. Bei längeren Strafen sind besondere Konstellationen erforderlich, etwa ein außergewöhnlich positives Nachtatverhalten.
3. Pflichten und Auflagen während der Bewährungszeit
Mit der Aussetzung verbindet das Gericht regelmäßig Auflagen und Weisungen. Häufig geht es um Schadenswiedergutmachung, Geldauflagen zugunsten gemeinnütziger Einrichtungen, Kontaktverbote oder die Pflicht, eine Ausbildung oder Arbeit aufzunehmen. In vielen Fällen wird eine Bewährungshilfe bestellt, die unterstützt, kontrolliert und dem Gericht berichtet. Die Bewährungszeit beträgt üblicherweise zwei bis drei Jahre, kann aber auch länger festgesetzt werden. Entscheidend ist, dass alle Anordnungen ernst genommen, Fristen eingehalten und Änderungen der persönlichen Situation unverzüglich mitgeteilt werden.
4. Wann droht ein Bewährungswiderruf?
Ein Widerruf kommt in Betracht, wenn es während der Bewährungszeit zu neuen Straftaten kommt oder wenn auferlegte Pflichten beharrlich verletzt werden. Nicht jede Pflichtverletzung führt sofort zum Widerruf. Häufig ordnet das Gericht zunächst eine Verlängerung der Bewährungszeit oder zusätzliche Auflagen an. Erst wenn sich zeigt, dass die erzieherische Wirkung verfehlt wurde oder die Prognose nun ungünstig ist, wird die ausgesetzte Freiheitsstrafe vollstreckt. Wer Probleme früh offenlegt und gemeinsam mit der Bewährungshilfe Lösungen sucht, kann negative Folgen oft abwenden, etwa durch Nachholung versäumter Leistungen oder eine Anpassung von Auflagen.
5. Tipps für eine erfolgreiche Bewährung
Der wichtigste Rat lautet: Proaktiv handeln und verlässlich bleiben. Dokumentieren Sie Bewerbungen, Arbeitsnachweise, Therapietermine und Zahlungen lückenlos. Halten Sie engen Kontakt zur Bewährungshilfe und informieren Sie frühzeitig über Schwierigkeiten, zum Beispiel Krankheit, Jobverlust oder familiäre Belastungen. Kommen Sie Geldauflagen regelmäßig nach und holen Sie rechtzeitig Ratenanpassungen ein, wenn sich die finanzielle Lage ändert. Suchen Sie bei drohenden Verstößen umgehend anwaltlichen Rat, damit rechtzeitig Anträge gestellt und Alternativen aufgezeigt werden können.
6. Fazit
Bewährung ist eine zweite Chance, keine bloße Erleichterung. Wer Auflagen ernst nimmt, transparent kommuniziert und sich Unterstützung holt, kann die Bewährungszeit erfolgreich absolvieren und die Vollstreckung der Freiheitsstrafe dauerhaft vermeiden. Eine frühzeitige anwaltliche Begleitung hilft, Auflagen praxistauglich zu gestalten, Risiken zu erkennen und bei Problemen rechtzeitig gegenzusteuern.
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